Ich habe Urlaub… höchste Zeit also, mal wieder etwas für diesen ansonsten recht ruhigen Blog zu schreiben. Ich dachte mir, es wäre eine gute Idee die Welt mal an den Dingen teilhaben zu lassen, die mich in den letzten Tagen am meisten beschäftigt haben. Wobei ich versuche mich auf das wesentliche zu beschränken.
Der Bundestag wird angegriffen
Tja… man mag die Überschrift falsch verstehen… Tatsächlich geht es aber um den derzeit wohl immer noch laufenden „Angriff“ auf die IT des Bundestages. Liebevoll von der Presse als „Bundestagstrojaner“ bezeichnet, treibt eine angeblich recht professionelle Schadsoftware derzeit ihr Unwesen in den heiligen Hallen unserer Bundesregierung. So richtig weiß man wohl noch nicht womit man es zu tun hat. Auch hat man keine Ahnung ob Informationen entwendet wurden. Oder wohin. Oder von wem…
Offengestanden überrascht mich das etwas. Angesichts der Bemühungen der Regierung die Bürger dieses Landes bis ins Detail zu beobachten, verwundert es doch sehr das gerade die IT des Bundestages nicht in der Lage zu sein scheint, die Verbindungen nach außen entsprechend zu protokollieren. Natürlich würden es professionelle Angreifer den Ermittlern nicht so leicht machen. Aber Spuren der Kommunikation sollten schon zu finden sein. Und wenn das schon nicht, so sollte es doch wenigstens sichtbar sein, ob Systeme innerhalb des Bundestages auffällige Datenmengen verschickt haben. Vorausgesetzt natürlich, die IT des Bundestages ist nicht in ihren wesentlichen Komponenten älter als 10 Jahre. Und natürlich unter der Voraussetzung, das man für die Bundesregierung nicht andere Maßstäbe als für den Rest der Bevölkerung anlegt und deren Verbindungsdaten wohlmöglich gar nicht speichert. In diesem Fall – und ich nehme an das ist das Kernproblem – würde man nämliche alle anfallenden Logfiles umgehend löschen. Das allerdings würde es den Ermittlern im Falle eines Angriffs die Nachverfolgung erheblich erschweren. Und danach sieht es anscheinend aus. Und das betrifft nur Daten die von innen nach außen fließen. Ich könnte mir aber auch genauso gut vorstellen das es innerhalb des Systems keine Protokollierung darüber gibt, wer wann welche Datensätze aufgerufen oder gespeichert hat. In dem Fall ist eine Recherche welches Benutzerkonto wann welche Informationen vielleicht zu unrecht abgerufen hat, mehr als schwierig. Gerade dann wenn man nebenbei auch immer noch mit der eigentlichen Schadsoftware zu kämpfen hat.
Sehr wahrscheinlich ist der aktuelle Angriff eine gut durchdachte und sehr zielgerichtete Aktion. Gegen so etwas kann man sich nur sehr schwer und sehr unzureichend schützen. Trotzdem wirft das derzeitige „Chaos“ Fragen bezüglich der Notfallpläne, auf. Und ebenfalls sollte nach beseitigung des Problem eine Überprüfung der derzeitigen Strukturen auf dem Plan stehen. Sicherheit und Redundanz scheinen augenblicklich nicht so „stabil“ zu sein wie man sich das von einem so elementaren Netzwerk wünschen würde.
Vorratsdatenspeicherung – Reloaded
Angesichts der oben geschilderten Probleme unseres Bundestages, mutet es etwas merkwürdig an sich über die geplante Wiedereinführung der Vorratsdatenspeicherung aufzuregen. Offengestanden ist mir das aber vollkommen egal! Fakt ist nämlich, das ich keine detailierte Speicherung meiner Verbindungsdaten benötige! Wenn ich angegriffen werde – was eher unwahrscheinlich ist – dann setze ich das entsprechende System neu auf. Das ist lästigt aber vertretbar. Zumal dieser Vergleich eh ziemlich hinkt, da ich an die über mich gespeicherten Daten überhaupt nicht heran kommen würde. Diese stehen angeblich nur den Strafverfolgungsbehörden zur Verfügung. Könnte ja sein das ich an einem Terrorakt beteiligt bin und man im nachhinein wissen möchte, woher ich wohl die Anleitung zum Bau der Bombe hatte.
Wie nicht anders zu erwarten, äußern alle die eine ungefähre Ahnung von der Materie haben, ihren Unmut über die erneuten Pläne. Allen voran die Vertreter von Menschen, die aus was für Gründen auch immer besondere Geheimnisse zu hüten haben. Neben diesen Interessenvertretern melden sich aber auch Anwälte kritisch zu Wort – über ihre eigenen Interessen hinaus. So ist das Gesetz wie erwartet so schwammig geschrieben, das es Tür und Tor für alle möglichen Formen des „Mißbrauches“ öffnet.
„Damit kann auch gegen Filesharer und Trickbetrüger auf Ebay vorgegangen werden,“
Quelle: http://www.vorratsdatenspeicherung.de/content/view/757/1/lang,de/
Kurz um – unsere Regierung ist wieder einmal bemüht, zu unserem „Schutz„* möglichst viel Geld und Zeit in Gesetze zu investieren, die (hoffentlich) umgehend vom Verfassungsgericht wieder kassiert werden. Dabei ist es mehr als beschreibend das man das Gesetz in Rekordzeit durchdrücken will. Der dringend notwendigen öffentlichen Diskussion darüber bloß keinen Platz einräumen… Okay Herr Maas, dann sprechen wir uns halt vor Gericht wieder. Auch wenn ich nicht die geringste Hoffnung habe, das das den Entstehungsprozess von Gesetzen irgendwie positiv beeinflussen wird.
Die NSA – unser Freund
Ach, was soll ich noch sagen? Immer noch vergeht kaum ein Tag an dem nicht aus dem Fundus von Snowden die eine oder andere Schweinerei auftaucht. Und trotzdem gelingt es meinen Freunden von den Geheimdiensten, mich zu überraschen. Zum Beispiel in dem sie einfach mal ein cooles neues Wort für „Suchbegriffe“ einbürgern. Selektoren… da ärgert man sich doch das man darauf nicht selbst gekommen ist. Aber neben dieser Bereicherung für meinen sprachlichen Alltag hat man noch auf anderer Ebene für die eine oder andere Überraschung gesorgt. So wurde bekannt das der BND mehr oder weniger motiviert, aber vor allem anscheinend weitgehend ohne Kontrolle, für die NSA innereuropäische Ziele ausspioniert hat. Jetzt ist die ganze Sache ans Licht gekommen und die Öffentlichkeit – und durchaus auch die potenziellen Ziele – interessieren sich für die Suchanfragen die die NSA gestellt hat. Hier aber scheitert es bisher kläglich an unserer Regierung. Tatsächlich möchte man erst aus den USA die Erlaubnis für eine Veröffentlichung haben. Hier bin ich etwas irritiert…. Ich kann mich nicht daran erinnern das Google mich mal gefragt hat ob sie meine Suchanfragen veröffentlichen dürfen. Ist das Leben innerhalb der Regierung eigentlich ein einziges großes Wunschkonzert? Ich sehe ein das die Listen unter Umständen der Geheimhaltung unterliegen. Aber folgendes sollte man doch erwarten dürfen: Unsere Bundesregierung muss nicht bei innenpolitischen Fragen erst bei den USA vorstellig werden… und unser Auslandsgeheimdienst ist in der Lage, die Listen dieser Selektoren so zu bereinigen das sich der zu erwartende „Schaden“ in Grenzen hält, unsere Nachbarn und Freunde und die eigenen Bürger aber eine Ahnung davon bekommen was hier genau abgefragt wurde. Andererseits kann man mit dem „allgegenwärtigen“ Terrorismus ja bekanntlich alles rechtfertigen.
Also werden wir mal abwarten…Sicherlich führt die neuerliche Debatte nicht zu einer wesetlichen Änderung der Arbeitsweisen der Geheimdienste. Und ich mache mir auch nicht die Hoffnung das die Zusammenarbeit mit der NSA irgendwie eingeschränkt werden wird. Zu derartigen Eingriffen hat unsere Regierung nicht den Willen. Vermutlich wird man die Ignoranz unserer Kanzlerin sogar als Druckmittel gegenüber der USA nutzen um bessere Bedingungen auszuhandeln. Gemäß dem Motto: „Schaut mal wie gut wir die Krise in unserem Land ausgesessen bewältigt haben – jetzt müsst ihr aber mal was springen lassen…“
Kann denn „liken“ Sünde sein?
Die Verbraucherschützer beklagen sich schon lange über die allgegenwärtigen „Like-Buttons“ auf diversen Websites. Jetzt wurden die ersten Abmahnungen an große Unternehmen geschrieben die diese Buttons in der „reinen“ Form anbieten. Tatsächlich sind die Varianten die die großen Netzwerke von sich aus anbieten mit großer Sicherheit so nicht in Ordnung. Denn schon beim Aufruf der Seite werden Informationen generiert. Und wenn man die Einstellungen seines Browsers nicht im Griff hat – was vermutlich bei den meisten Usern der Fall sein dürfte – werden auch Maßnahmen getroffen die eine weitere „Identifizierung“ des Nutzers über die Grenzen der Website hinaus möglich machen. Das alles ist eher schlecht – wenigstens vom Blickwinkel des Datenschutzes aus betrachtet. Hier gibt es weitere Informationen zur Funktionsweise.
Jetzt gibt es schon lange Alternativen (wie hier auf der Website) zu dem was die Netzwerke von sich aus anbieten. In sofern ist es absolut okay das die Verbraucherschützer jetzt ein bisschen auf den Busch trommeln. Ich verstehe das die Unternehmen ein gewisses Interesse daran haben weil sie natürlich die Reichweitenmessungen der jeweiligen Netzwerke nutzen um zu analysieren wie ihre Websites so ankommen. Aber hier gilt eindeutig der Grundsatz: Auf Einzelschicksale kann keine Rücksicht genommen werden. Wegen mir darf der Einsatz der Buttons für Seiten die in Deutschland gehostet oder administriert werden, ruhig eingeschränkt werden. Ich glaube der unbedarfte User muss hier an die Hand genommen werden. Aufklärung allein nutzt nichts da ansonsten ein wesentlicher Teil der WWW nicht mehr nutzbar wäre. Und so hilft halt nur ein entsprechendes Verbot. In den Ruin wird es die Firmen nicht treiben…
Streiks… Überall Streiks!
Ja, ich kann auch andere Themen als IT und Internet. Zugegeben – davon habe ich meistens erheblich weniger Ahnung. Das hält mich aber nicht davon ab, eine Meinung dazu zu haben. Und im Moment wird derart an allen Fronten „gehetzt“, das es mich einfach nur noch nervt.
Es gibt in Deutschland ein Recht darauf zu streiken. Man kann für bessere Arbeitsbedingungen streiken, oder für mehr Lohn oder kürzere Arbeitszeiten oder oder oder. Diese Recht ist eine absolute Errungenschaft! Man kann es eigentlich nicht hoch genug würdigen! Arbeitnehmer können direkt Druck auf die Arbeitgeber ausüben um ihre Forderungen durchzusetzen. Zugegeben, die rechtlichen Rahmenbedingungen aus denen dieses Recht letztlich resultiert sind schwierig und beschäftigen immer wieder die Gerichte. Das ändert aber nichts an der grundsätzlichen Rechtmäßigkeit.
Jetzt muss aber auch die Verhältnismäßigkeit beachtet werden. Und hier kommt aus meiner persönlichen Perspektive halt ein Problem auf. Wenn da eine kleine Gewerkschaft die sich zum Beispiel um Lokführer kümmert, plötzlich auch Zugbegleiter in den Verhandlungen mit dem Arbeitgeber vertreten möchte und deswegen eine wesentliche Säule der Infrastruktur dieses Landes lahm legt, ist für mich die Verhältnismäßigkeit nicht mehr gegeben. Aber das ist nur meine persönliche Meinung. Das ändert nichts daran das die Gewerkschaften das dürfen! Natürlich wäre es schöner gewesen wenn man innerhalb eines Dialoges zu einer Einigung gekommen wäre. Aber manchmal muss man seine Mittel auch ausreizen – selbst wenn es weh tut. Der Streik an sich ist also gar nicht mein Problem. Was mich nervt sind die Menschen die sich an allen Ecken und Enden über die scheinbaren Ungerechtigkeiten im Kontext dieser Sache auslassen. Da heißt es, es wäre ungerecht das Piloten und Lokführer streiken weil sie ja schon genug verdienen. Mal ehrlich Leute, das ist allein deren Problem! Die gehen in die Verhandlungen mit den Arbeitgebern. Und diese Verhandlungen scheitern und dann streiken die Mitarbeiter. Das ist doof wenn es Piloten, Lokführer oder Müllmänner sind… aber es ist nun mal ihr Recht! Wenn man sich darüber aufregt muss man sich erst recht über die Streiks bei Amazon aufregen – immerhin fordert hier die Gewerkschaft das die Leute die im Lager arbeiten nach dem Tarifvertrag des Einzelhandels bezahlt werden. Da liegen zwar immer noch viele tausend Euro Verdienst dazwischen, aber hier schreit keiner. Und das ist das Problem an der subjektiven Betrachtungsweise. Den Lagerarbeitern gönnen wir es! Die verdienen wenig und werden von einem multinationalem Konzern ausgebeutet. Piloten hingegen verdienen ja wohl mehr als genug… auch wenn sie für ähnlich große Konzerne arbeiten und ungleich mehr Verantwortung tragen. Aber was ist eigentlich mit Busfahrern? Verdienen die genug?
Ich kann die Fragen noch eine ganze Zeit so weiter treiben… aber ich denke es wird klar auf was ich hinaus will. Es wäre besser wenn sich die Menschen mal um ihren eigenen Kram kümmern würden! Die meisten Arbeitnehmer dürfen für die Durchsetzung ihrer Vorstellungen streiken. Das Recht gilt für alle gleich – egal wo sie arbeiten, egal wie viel sie verdienen. Das sollten wir mal akzeptieren anstatt uns darüber aufzuregen das einige Berufsgruppen nun mal erheblich mehr verdienen als andere.
Da gibt es aber noch das Problem das einige Leute nicht so ohne weiteres streiken dürfen. Nun… offengestanden ist das bedauerlich, sollte aber auch jedem klar sein wenn er bei der Kirche einen Arbeitsvertrag unterschreibt. Oder sich beim Staat verbeamten lässt. Und gerade bei ersterer Personengruppe gibt es durchaus Ausnahmen. Aber hier sollte man in allererster Linie ein andere Problem anprangern: Die Kirchen dürfen auch im Jahr 2015 immer noch vollkommen abwegige Regelungen für ihre Mitarbeiter bestimmen. Das ist nicht – aber auch wirklich überhaupt nicht – nachvollziehbar! Zum Glück ändern sich die Zeiten langsam… und irgendwann wird auch der Streik in kirchlichen Organisationen zum normalen Mittel des Arbeitskampfes gehören. Aber bis dahin sollte man einfach mal akzeptieren das sich jeder seinen Job alleine aussucht. Das es sicherlich nicht für alle die gleichen Optionen gibt… oder manchmal vielleichtauch gar keine. Aber das Recht kann auf solche Schicksale keine Rücksicht nehmen. Es kann nur verallgemeinern. Trotzdem darf uns diese Verallgemeinerung nicht davon abhalten uns darüber zu freuen das wir Möglichkeiten haben, für unsere Forderungen zu kämpfen. Und wir sollten uns darüber freuen das sich sogar in den letzten Bastionen der Ignoranz und des altmodischen Denkens langsam ein Wandel einstellt. Und diejenigen die sich derzeit über den Arbeitskampf anderer aufregen sollten sich auch einmal klar machen, das selbst eine Kirche unter Druck gerät wenn ihre Mitarbeiter geschlossen gegen sie vorgehen. Oder die Mitglieder. Das diese Vereine also bis zum heutigen Tag mit ihren blödsinnigen Regelungen durchkommen liegt also auch an der Allgemeinheit. Würde eine breite Masse wirklich wollen, könnte man wohl auch dort Änderungen herbei führen.
So. Das muss reichen für heute. Eigentlich war schon vor einer ganzen Weile Schluss mit diesem Beitrag. Aber dann habe ich nochmal die News gelesen und musste einfach weiterschreiben. Aber jetzt reicht es wirklich! Draußen ist es nett und ich habe Urlaub. Ich werde mir mal in aller Ruhe überlegen wie ich diese beiden Tatsachen miteinander kombinieren kann. Ich wünsche allen ein schönes langes Wochenende. Macht das beste daraus.
Benny
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* Die Authentizität des Dokuments konnte nicht adhoc bestätigt werden. Wenn jemand eine bestätigte Quelle hat, würde ich mich über eine Info freuen.