Facebook vs. WhatsApp

Natürlich habe ich eine Meinung dazu! Wie könnte es auch anders sein… aber nicht weil mich der Kauf von WhatsApp so sehr überrascht oder beeindruckt hat – obgleich die gezahlte Summer schon ein bisschen beeindruckend wirken kann. Nein, ich habe viel mehr eine Meinung dazu, was jetzt der Zielgruppe wohl durch den Kopf geht.

Ich habe WhatsApp nie genutzt. Seit erscheinen der App war mir klar, das dort Daten im großen Stil gesammelt werden. Mit welchem Hintergrund sei mal dahin gestellt. Aber letztlich war das Konzept immer, das man sein Telefonbuch zur Verfügung stellt und dafür eine Kontaktliste bekommt. Was genau mit diesem Telefonbuch passiert nachdem die eigenen Nummern mit dem Datenbestand bei WhatsApp abgeglichen wurden, war nie bekannt. Ebenso wenig wusste man genaueres über die Betreiber der App. Und je populärer das Programm wurde, desto haarsträubender wurden die Sicherheitslücken. Da konnte man Nachrichten in Klartext mitlesen wenn man technisch nur in der Lage war einen Proxy einzurichten. Oder man konnte über Websites Konten übernehmen, wenn man nur einmal Zugang zum betreffenden Telefon hatte. Und überhaupt – eine Möglichkeit seinen Account zu schließen gibt es wohl bis heute nicht, oder?!

Es gab für mich also immer viele Gründe die App im Auge zu behalten, sie selbst aber nicht zu nutzen. Offengestanden reichen mir Hangouts und der FB Messenger um mit den gefühlten fünf Leuten in Kontakt zu bleiben die wichtig sind. Ich brauche sonst nichts anderes! Und gerade der Messenger von FB dürfte nun bei den meisten eh vorhanden sein da sie die App von Facebook nutzen. Und irgendwann gab es ja WhatsApp noch nicht. Ich habe also nie einen Grund gesehen, sämtliche Nummern in meinem Telefonbuch einem mysteriösen Anbieter in den USA zur Verfügung zu stellen nur um mit ein paar Leuten per Chat kommunizieren zu können. [Note: Sollte das jemand als Anklage verstehen – genau das soll es sein!]

Nun wurde WhatsApp von Facebook gekauft. Und siehe da, alternative Dienste werden überrannt. Ich frage mich warum? Glaubt denn wirklich irgendjemand, WhatsApp hätte von dem einem Dollar im Jahr leben können? Man rechne mal bitte aus, was davon übrigbleibt wenn man Steuern und den Anteil der Store-Betreiber abzieht. Natürlich kommt eine stolze Summe zusammen wenn all die User bezahlen. Aber die notwendige Infrastruktur dahinter will auch bezahlt werden. Und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen das die Jahresgebühr dafür reichen soll.
Es ist also nur legitim anzunehmen, das es ein anderes Geschäftsmodell im Hintergrund gibt mit dem das Geld verdient wurde. Und da die Betreiber erst einmal nichts anderes haben als Kontaktdaten und ungefähren Aufenthaltsort, würde ich annehmen das all die hochgeladenen Telefonbücher meistbietend verkauft wurden. Wer mit wem, warum, von wo und wann, wurde sicherlich auch zu Geld gemacht. Alles interessante Informationen wenn man sie in den richtigen Kontext bringt.
Und jetzt hat ausgerechnet Facebook den Laden übernommen und kann auf all diese Daten zugreifen. Viele werden auch bei FB ihre Handynummer hinterlegt haben… ein wunderbarer Datenbestand um Werbung noch „interessanter“ zu machen. Aber ist das wirklich schlimm? Ich denke nicht. Facebook wird überall auf der Welt sehr genau beobachtet. Es hat in der westlichen Welt überall Niederlassungen die rechtlich greifbar sind. Und es ist ein öffentliches Unternehmen das an der Börse dotiert ist. Alles Gründe, wenigstens halbwegs ordentlich mit den vorhandenen Daten umzugehen.

Ich finde es inkonsequent von den Anwendern, all ihre Freunde, Bekannte und Geschäftspartner an einen unbekannten Anbieter in den Staaten zu verkaufen nur um dafür eine Möglichkeit zu kriegen, alberne Bilder und sinnfreie Texte kommunizieren zu können – dann aber in Panik zu anderen Anbietern zu rennen – den gleichen Fehler wohlmöglich nochmal zu begehen – nur weil ausgerechnet Facebook den ursprünglichen Messenger gekauft hat. Schlimmer kann es gar nicht mehr werden! Im Gegenteil. Facebook ist im Umgang mit den „anvertrauten“ Daten einem viel größerem Druck ausgesetzt als es WhatsApp je war. Und wer so naiv ist und glaubt das ein Anbieter einem einen tollen Dienst für einen Dollar im Jahr anbietet und nichts weiter dafür verlangt, der sollte mal darüber nachdenken ob er die Prinzipen der freien Marktwirtschaft wirklich verstanden hat.

Bei all dem Merkern darf allerdings eines nicht unter den Tisch fallen. Spätestens jetzt einen anderen Anbieter zum Nachrichtenschreiben zu suchen hat immer noch den Vorteil, das man vielleicht bei einem landet der wenigstens die Sicherheit ernster nimmt. Es gibt gute Alternativen. Aber einen Dienst zu finden der derart verbreitet ist, wird wohl schwer werden. In diesem Sinn – viel Erfolg bei der Suche. Ich für meinen Teil bleibe bei meinen zwei Diensten. Ich habe nichts wesentliches per Chat zu besprechen. Ich bin mir bewusst was Facebook und Google für Informationen über mich und meine Gespräche sammeln. Ich kann das überblicken und deswegen auch verantworten. Und wer auf diesen beiden Plattformen nicht anzutreffen ist, der kann mir immer noch eine SMS schicken…

Benny


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