Da lese ich doch gerade folgende Überschrift auf Heise.de:
Netzneutralität: Wettbewerber stellen sich hinter Telekom
Und erst denke ich mir: „Keine sonderlich große Überraschung. Die Telkos habe ein berechtigtes Interesse aus den Verträgen mit ihren Kunden auch das letzte heraus zu quetschen…“
Aber was dann kommt, ist an Dämlichkeit und Ignoranz kaum zu überbieten. Da lässt sich ein Herr Grützner zu folgendem Statement hinreißen:
Das „Best-Effort-Prinzip“, wonach Netzpakete mit der gleichen Priorität behandelt und schnellstmöglich in bestmöglicher Qualität weitergeleitet werden, stehe schließlich nicht für den Erfolg, sondern für die „technische Unfähigkeit“ des herkömmlichen Internets, bestimmte Übertragungsqualitäten zusichern zu können. Der Kunde wünsche diese aber und sei auch bereit, dafür zu bezahlen.
„Für die technische Unfähigkeit“… Da schlage ich mit dem Kopf auf die Tischplatte. Ich weiß nicht was der Mensch mal gelernt hat… aber die Feinheiten von TCP scheinen nicht dazu gehört zu haben. All die Techniken die entwickelt wurden, nur damit Datenpakete immer mit der größtmöglichen Geschwindigkeit übertragen werden… auf dem bestmöglichen Weg… und er stellt sich hin, und bezeichnet das als „technische Unfähigkeit“.
Der Kunde sei also dazu bereit, mehr zu bezahlen damit die technische Basis auf der sein Anschluss basiert, auch von seinem Anbieter zur Verfügung gestellt wird?! Nun, die Kunden die ich kenne, erwarten das sie ihren Router anschließen und das alles in möglichst kurzer Zeit bei ihnen auf dem Rechner ankommt. Aber das erwarten sie seit der Einführung von 56K-Modems. Das haben sie zur Zeit von ISDN erwartet… und sie erwarten das auch heute beim DSL, LTE, DOCSis und was weiß ich nicht noch für Übertragungstechniken. Und sie werden es auch weiter erwarten. Sie erwarten, das die Inhalte die sie im Internet interessieren, immer in der kurz möglichsten Zeit bei ihnen ankommen. Und sie erwarten, das sie so viel davon sehen können wie sie möchten.
Das „Internet“ – wenn wir das mal so verallgemeinern wollen – ist schon immer in der Lage gewesen, gewissen Diensten eine Mindestbandbreite zur Verfügung zu stellen. Die Telekom sollte sich dessen bewusst sein angesichts der weit verbreiteten Einführung von VoIP-Anschlüssen. Und auf einmal, wenn es darum geht noch irgendwo am Geschäftsmodell was zu drehen, heißt es plötzlich das jetzt die Deutschen Telkos als einzige in der Lage wären, diese Mindestbandbreiten zu garantieren. Ich bin beeindruckt. Ist es nicht so, das die Telekom z.B. kein Tier 1 Carrier ist? Das sie nicht, wie so ziemlich alle anderen auch in Europa, an den DE-CIX angeschlossen ist?
Wie will beispielsweise die Telekom über alle Grenzen ihres eigenen Netzes hinweg eine Mindestbandbreite garantieren für die der Kunde angeblich bereit ist, mehr zu bezahlen? Wenn wir davon ausgehen, das alle anderen sich nicht an dem Spiel beteiligen – die Pakete also auf dem besten Wege mit größtmöglicher Bandbreite transportieren – wie will die Telekom dann erklären warum ausgerechnet sie jetzt Pakete künstlich verlangsamen muss?
Man muss sich mal bewusst machen, das nicht das Netz der Deutschen Telkos gleich dem Internet ist. Diese Firmen sind ein Teil davon. Sie bilden Subnetze die wiederum an andere Netze angeschlossen sind. Irgendwo fließen die Daten ins Backbone der Anbieter und werden dort auf die Kunden verteilt. Mit Techniken und Protokollen, die von je her Patentfrei waren. Mit Techniken die dazu entwickelt wurden, um ein freies und produktives Netz zu schaffen.
Das ein Anschluss den Kunden Geld kosten muss, ist okay. Und das es vielleicht ein bisschen wenig geworden ist… nun ja, so funktioniert freie Marktwirtschaft. Aber jetzt auf diesem Wege, mit einer solchen Argumentation noch an der Gewinnmaximierung zu schrauben, ist schon ein ziemlicher Witz.
Danke für die Aufmerksamkeit…
Benny